Ich bin auf einer Pilgerreise zur Wiege der Menschheit, weil ich Antworten suche, die es den Menschen ermöglichen in einer globalen Welt zusammen zu leben. Dies in Eintracht mit Gott, seiner Schöpfung und mit sich selbst. Ich bin kein Prophet und auch nicht schlauer als andere Menschen, aber ich bin in dieser selbsternannten Mission unterwegs und ich habe mich für genau diese Fragen geöffnet. Ich beobachte, fühle, denke und versuche mich an dieser theologischen Quadratur des Kreises.

Seit Wochen bin ich unterwegs in den Ländern, in denen der Islam seine Wirkung hat. Ich weiß nur wenig über diese Religion, aber auch hier beobachte ich und füge meine Eindrücke zu dem Halbwissen hinzu, dass ich bereits habe. Mohammed war ein Prophet, der letzte seiner Art. Chronologisch gesehen, waren es zuerst die Juden, dann die Christen und eben zuletzt die Muslime, die den „einen“ Gott anbeten – den Gott Abrahams. Somit haben wir eines schon einmal gemeinsam: Den gleichen Gott – den gleichen Vater.

Hat man zu dritt den gleichen Vater, dann nennt man diese Familienbande untereinander: Brüder. Leider sind diese Brüder seit Jahrhunderten zerstritten und buhlen wie Kleinkinder um die Gunst des Vaters, aber wie fühlt sich das Familienoberhaupt dabei? Die meisten Väter die ich kenne, möchten zuhause Ruhe, Eintracht und Friede. Sie können es nicht leiden, wenn die Kinder zerstritten sind, denn diese Probleme nützen der Familie nichts und lenken den Vater ab, von anderen Aufgaben. Ein Vater der seine Söhne streiten sieht, ist wahrscheinlich arg erzürnt, egal wer von seinen Söhnen mit dem Streiten angefangen hat. Lassen wir es einmal bei diesem Bildnis.

Gehen wir zurück zu den Propheten. Ich selbst, bin mit den Lehren des Jesus vertraut – dies weil ich in einem katholischen Umfeld aufgewachsen bin. Ich bewundere Jesus dafür, dass er mit offenen Augen seinem Schicksal entgegen ging und seine Lehren sind mir „heilig“, auch weil sie es dem Menschen ermöglichen mit Gott im Einklang zu leben, ohne täglich dessen Zorn, Rache und Verdammnis zu fürchten. Leider bin ich kein guter Katholik, denn Jesus ist für mich „nur“ Prophet und nicht Gott selbst. Meiner Kenntnis nach hat er dies auch nie selbst behauptet. Er hat sich als Sohn seines Vaters bezeichnet.

Auch Mohammed, hat meines Wissens nach, sich „lediglich“ als Prophet bezeichnet und Gott seinen Platz nicht streitig gemacht. Mohammed hat die anderen Propheten anerkannt und seine Lehren von einem Engel erhalten, den wir in den anderen Abraham-Religionen auch kennen – den Erzengel Gabriel.  Ebenso wie der Prophet Jesus, jedoch in größerem Maße, hat Mohammed nicht nur die Lehren Gottes unter den Menschen verbreitet, sondern hat sich auch um pragmatische Gebote und Regeln gekümmert, die den Menschen in „seiner Welt“ ein gemeinschaftliches Zusammenleben mit Allah ermöglichen sollen. Beispiele: Trinke kein Alkohol, esse kein Schweinefleisch, bete fünfmal am Tag und reinige dir vorher die Füße usw.

Jesus war nicht so konkret, aber auch seine Haltung zu den “Schriftheiligen” und dem Sabbat, kommt einer pragmatischen und menschlichen Vorstellung sehr nahe. Und seine Trennung zwischen Politik und Religion: „Gebe dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den Propheten Jesus und Mohammed ist, dass sie regionale Propheten waren, auch wenn man dies in unserer globalen Welt gerne einmal vergisst. Ich bin überzeugt, dass weder Jesus noch Mohammed von den Schweizer Gletschern wussten, Grönland kannten, das australische Outback, Alaska und den Klondike – denn sonst wären einige Lehren anders ausgefallen. Oder wer würde von einem Inuit ernsthaft verlangen, dass er fünfmal am Tag das Eis aufschlägt und seine Füße wäscht? Diese Regelung, die in der Wüste durchaus Sinn macht. Auch das Schwein, dass in der Wüste sich nicht selbst versorgen kann, darf man als besorgter Führer eines Volkes dort gerne ächten. Denn ein Schwein zu halten, wäre purer Luxus. Aber wie sieht es in den Mischwäldern am Bodensee aus, wo jede Sau genug zu fressen findet ohne dem Menschen etwas weg zu nehmen? Jesus war nicht ganz so konkret, aber es wäre interessant, mit Jesus und Mohammed in der heutigen „globalen“ Welt über diese Thesen zu reden.

Ich bin überzeugt, dass beide Propheten ihre Lehren erweitern und teilweise revidieren würden. Für ihre „kleine“ Welt damals, haben sie wahrscheinlich das Richtige gewollt. Hat Gott ihnen das Richtige mitgeteilt. Doch heute? In unserer globalen Welt?

Ich lasse die Juden in dieser Schrift außen vor, denn sie haben eine Sonderstellung, die ich ihnen nicht streitig machen möchte. Sie sind das auserwählte Volk, so sehen sie sich selbst, und die ersten, die den gemeinsamen Gott angebetet haben. Ich kenne das Alte Testament aber ich mag es größtenteils nicht besonders. Auch habe ich als Deutscher eine besondere Schuld den Juden gegenüber und sie mögen mir dafür verzeihen. Ich halte diese Religion und das Volk für schützenswert, weil sie der Ursprung aller Abrahamischen Religionen sind – der älteste Bruder sozusagen. Leider ist dieser Bruder auch zu sehr in seine Bücher vertieft und bekommt gar nicht mehr mit, was in der Welt da draußen vor sich geht. Paranoia und Existenzangst umtreiben ihn und sein Wille an den gemeinsamen Tisch zu sitzen ist gänzlich verschwunden, wenn er denn einmal vorhanden gewesen sein mag. Dies kann man ihm aber aufgrund der letzten Jahrhunderte nicht einmal verübeln.

Zurück ins Heute: Wie kommt der „gläubige“ Mensch nun zusammen? In einer globalen Welt, mit ihren Problemen ist dies eine brennende Frage. Ich möchte nicht erst einen Weltkrieg erleben, oder meine Kinder, bevor die restlichen Überlebenden sich ernsthaft an dieses Thema machen. Auch Gott kann dies nicht wollen. Und dann gibt es noch viele Menschen, die an andere Götter glauben oder gar an keinen mehr. Wie bekommen Gott, wie bekommen wir diese Welt unter denselben Hut?

Ich weiß es heute nicht. Vielleicht weiß ich es nie. Aber ich bin aus diesem Grunde auf eine Pilgerreise aufgebrochen, eben zur Wiege der Menschheit – denn dort fing für uns alles an.

Für meine Naivität, meine Unwissenheit und meine Anmaßung in diesen theologischen Gedanken möchte ich mich entschuldigen. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Der Wissende möge mir verzeihen.