Etienne, den ich in der Caritas in Tambacounda kennenlerne, wird mein persönlicher Tour Operator.
Nachdem ich mit den Leitern der Caritas Senegal und ihren Fahrern gefrühstückt habe, nimmt sich Etienne meiner an. Wir besprechen meine mögliche Route und ich entscheide mich für Mali und gegen Guinea als nächstes Land, durch das ich ziehen werde.
Dies hat einen einfachen Grund. Ich habe für beide Länder kein Visa und in Mali könnte ich eines an der Grenze bekommen, während ich für das Visa nach Guinea definitiv zurück nach Dakar müsste, um dort die Landesbotschaft zu konsultieren.
Leider gibt es keine direkte Busverbindung aus Tambacounda in das Nachbarland und ich muss auf den Bus warten, der erst noch in Dakar losfährt und mich dann mitnimmt. Dies wird nicht vor 22:00 Uhr sein, wie mir Etienne offenbart.
Ich schaue mir wieder die Afrikakarte auf Google Maps an und mir schwant Schlimmeres. Nach meiner Berechnung wäre ich mit dem Bus irgendwann in der Nacht an der Grenze zu Mali. Dass dort dann irgendein Beamter ein Visa ausstellt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Die Würfel sind jedoch gefallen, das Ticket nach Bamako, die Hauptstadt Malis, bezahlt und ich denke, dass ich notfalls ein Hotelzimmer an der Grenze beziehe, mir tagsüber das Visa schnappe und mit dem nächstmöglichen Bus dann eben anschließend weiterfahre.
Der Tag bis zu meiner Abreise wird lang.
Etienne fährt mit Lassim und mir in die Stadt und zeigt uns den Abholpunkt des Busses, damit der Chauffeur des Abbe, mich später dorthin bringen kann. In der Zwischenzeit telefoniert er mit dem Fahrer des Busses, der in Dakar losgefahren ist.
Zurück in der Caritas, spiele ich UNO mit den anderen Chauffeuren, die untätig im Hof sitzen. Ich habe die Karten mitgebracht, ihnen das Spiel erklärt und wir haben eine Menge Spaß.
Es folgen Mittag und Abendessen, zu denen ich eingeladen werde und endlich ist es soweit, Lassim fährt mich zum Abholpunkt, wo wenig später auch schon der Bus aus Dakar eintrifft.
Die Fahrt ist unangenehm, der Bus schäbig, die Sitze eng und zu allem Überfluss, habe ich eine unsympathische Verschleierte neben mir sitzen, die mir, dem Ungläubigen während der Fahrt den Rücken zukehrt. In dieser unbequemen Sitzposition schläft sie tatsächlich ein, wobei ihr fülliger Körper sich auf meinen Sitz drängt. Ich versuche ebenfalls zu schlafen, aber es gelingt mir nicht.
Sechs lange Stunden später bin ich im Halbschlaf, als der Bus die Grenze zu Mali erreicht. Wie befürchtet, ist für mich die Reise ohne Visa hier vorbei. Zusätzlich erfahre ich, dass es seit etwa einem Jahr keine Visa mehr an der Grenze gibt und ich zurück nach Dakar muss, um mir eines zu holen.
Ich könnte heulen. So ein Anfängerfehler.
Mohamed, so heißt der senegalesische Grenzpolizist, ist ein freundlicher junger Mann. Er zeigt Mitgefühl, verstaut mein Gepäck auf der Polizeiwache und lässt mich auch dort auf die Toilette. Danach schimpft er mit dem Busfahrer, warum er einen Fahrgast ohne gültige Visa mitgenommen hat.
Ich muss auf den Bus aus Mali warten, damit dieser mich zurück nach Dakar fährt. Durch Mohameds Machtwort, brauche ich für diese Fahrt nichts mehr zu bezahlen.
Wir setzen uns in einen Verschlag vor die Polizeiwache, damit er den Verkehr im Auge hat und ich auf diesen Bus warten kann. Mohamed lehnt Geld für seine Freundlichkeit ab. Er mache nur seinen Job, so erklärt er mir. Ich spendiere uns einen Kaffee und als er mir erzählt, dass er die Bundesliga regelmäßig schaut und Fan von Borussia Dortmund ist, schenke ich ihm einen Luftballon und einen Kugelschreiber mit dem Logo der Telekom und sage ihm, dass er nun Fan des FC Bayern sein müsse. Er freut sich und lacht.
Etwa drei Stunden später trifft der Bus aus Mali ein. Mohamed hat in der Zwischenzeit seine Nachtschicht beendet und mich einem Kollegen überstellt. Dieser regelt nun meine Rückreise und wenig später sitze ich in dem überfüllten Vehikel, diesmal mit einem freundlichen Sitznachbar aus Mali und etwas mehr Beinfreiheit.
Dennoch wird diese Reise für mich zu einer Tortur. Ich mache es kurz.
14 weitere Stunden in einem Bus, über Schlaglöcher, vorbei an unzähligen Ortschaften und durch ebenso viele Polizeikontrollen. Habe ich, durch Mohamed inspiriert, noch eine hohe Meinung von der Unbestechlichkeit senegalesischer Polizisten gehabt, erfahre ich auf dieser Strecke auch das Gegenteil. An einer Polizeikontrolle droht man uns mit der Durchsuchung des Gepäcks und ich beobachte, wie in dem Bus Geld gesammelt und dieses dann in die Hütte der Polizisten gebracht wird. Anschließend dürfen wir ohne Gepäckkontrolle weiterfahren.
Gegen 23 Uhr ist die Fahrt in Dakar zu Ende. Ich schnappe mir ein Taxi und lasse mich zum Panafricaine fahren, will nur noch schlafen. Dann der nächste Schock. Das Hotel will plötzlich mehr Geld für ein weniger komfortableres Zimmer als bei meinem letzten Aufenthalt vor knapp einer Woche.
Ich bin nicht freundlich zu dem Nachtportier, erhalte für meinen kleinen Ausbruch aber das Frühstück am nächsten Morgen umsonst. Dann endlich liege ich in meinem Bett und schlafe irgendwann ein.
Zurück in Dakar, nach einer Rundreise durch den Senegal.
Bis bald.