Durch die Straßen Al Dakhlas bläst ein kühler Wind, der die Wärme der Sonne absorbiert. Die anmutige Stadt in der Westsahara zeigt ihr Novembergesicht. Die Wettermeldungen aus dem Schwarzwald, die ich im Internet lese, versprechen mir einen noch frostigeren Empfang in der Heimat.
Ich beginne meinen Tag mit einem starken Café Noir und einem marokkanischen Frühstück, welches nur wenig variiert.
Es gibt Brot, dazu schwarze Oliven, Honig und Marmelade, eine Ecke Streichkäse und ein Ei. Gekocht oder als Omelette. Als Getränke dazu Kaffee, Saft oder Kefir und meist noch eine kleine Flasche Wasser. Ich habe mich damit angefreundet.
Auf dem IPad schneide ich einige Kurzfilmchen über meine Reise für Papa unterwegs zurecht, die ich später im Hotel online stellen werde. Ich habe das Format verändert, die Filme erheblich gekürzt, sodass ich sie bei ausreichendem Upload in den Hotels hochladen kann. Was das Internet betrifft, ist Al Dahkla ebenfalls besser ausgestattet als andere Städte in der Westsahara, Mauretanien oder in Schwarzafrika. Die Hotels, Cafés, Restaurants und Geschäfte haben Internet und bieten Wifi an. Außerdem kann man günstig Datenvolumen per SIM Karte erwerben, dies in ganz Westafrika auf meiner Strecke. Dass ich diese Option selbst nicht gezogen habe, liegt an meinen Erlebnissen in Dakar als ich meine eigene SIM fast nicht mehr funktionsfähig bekommen habe. Neben dem Tablet ist dieses Smartphone mit meiner deutschen Nummer die wichtigste Utensilie in meinem mobilen Homeoffice und ich kann darin leider keine zweite Karte verwenden.
Etwa vier Stunden verbringe ich in dem Café, produziere Clips, halte Konversation und schreibe an diesem Blogbeitrag.
Es ist Zeit für ein erstes Fazit. Die Reise ist bald zu Ende.
Was bleibt? Welche Erkenntnisse habe ich erfahren? Was fange ich damit an?
Ich bin in Afrika durch die Länder Marokko, die Westsahara, Mauretanien, den Senegal und Guinea gereist. Dies mit den üblichen Fortbewegungsmittel der durchschnittlichen Bevölkerung. Ich bin mit Hausfrauen gefahren, mit Studenten, Ingenieuren, Rentnern, einem Feuerwehrmann und vielen mehr.
Meine Erfahrungen und Bekanntschaften bei der Caritas in Ziniguichor und Tambacounda, die Tage in Essaouria, Agadir, Dakar und Conakry, sowie die Freundschaft in und mit dem Grenzstädtchen Rosso … dies nehme ich mit von dieser Reise. Es ist nicht wenig, es ist sehr viel.
Die Länder, durch die ich gekommen bin und jene Menschen, die ich beobachten und teilweise kennenlernen durfte, gaben mir Erkenntnisse und Bilder, die mir helfen einiges zu verstehen.
Afrika ist trotz all seiner Probleme auf dem Sprung. Das Leben unterscheidet sich nicht erheblich zu dem unseren. Die Armut ist bei vielen Menschen groß, aber es gibt auch hier in jedem Land den SUV, den Fernseher und das Smartphone. Ein deutscher Politiker meinte erst kürzlich, dass es seltsam sei, wenn die Afrikaner ihren Pass verlieren, jedoch auf ihr Smartphone besonders achtgeben. Nein, es ist nicht seltsam. Am eigenen Handy hängt auf diesem Kontinent oft das ganze Leben.
Die Menschen auf dem Land sind arm und werden sichtlich schlecht bezahlt. In der Stadt gibt es Viertel, da geht es den Menschen noch schlechter. Dies ebenfalls oft trotz Arbeit. Kinder betteln, weil es kein ordentliches Schulsystem gibt oder sie arbeiten mit den Erwachsenen für Kost und Logis. Ich habe acht, neun und zehnjährige auf Müllhalden arbeiten sehen, dies zu dutzenden und über eine Rente verfügt auf diesem Kontinent wohl auch kaum ein Mensch. Manche haben eine Krankenversicherung. Viele Alte und Kranke betteln jedoch und liegen teilweise auf der Straße oder in Baracken.
Es gibt viele Shops und Verkausfshütten, auch immer größere Einkaufszentren. Es gibt Autohändler, Busfahrer, Goldhändler und Elektronikläden. Es gibt Restaurants, Hotels, Tankstellen und Flughäfen, aber natürlich gibt es auch den Straßengrill und die arme Alte, die fünf Maiskolben auf eine Glut legt, um diese zu verkaufen.
Ich habe überwiegend Muslime kennen gelernt und auch hier sehe ich mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes. Die Religion bestimmt zwar vielerorts den Alltag, aber viele Menschen leben auch hier ihren Glauben individuell und tolerant. Ich konnte in Conakry eine Muslimische Kundgebung in einem Viertel verfolgen, an der ein feuriger Redner im bunten Hemd, mir Unverständliches zu seiner Menge sprach. An den Tischen um ihn herum, saßen oder standen hauptsächlich Frauen und ältere Herren. Gebetet wird viel und es wurden einige Fahrten unterbrochen, damit manche meiner Mitreisenden sich die Füße waschen und sich Richtung Mekka wenden konnten.
Mir gegenüber als Christ, war man meist tolerant, offen und auch neugierig. Und ich persönlich kann mit Mohammed als einen Propheten leben, solange er mit Allah, den gemeinsamen Gott Abrahams gemeint hat. Zu mindestens weiß ich es momentan nicht besser. Aber es gibt auch die Hardliner der Religion und es sind viele Frauen darunter, so scheint es mir, aber manchmal mag es auch nur Blödheit gewesen sein, wenn mir jemand einen ablehnenden Blick entgegen warf. Ich habe mich auf meiner Reise meist wohl gefühlt.
Aber ich schweife ab.
Westafrika, jene Länder, durch die ich gereist bin, haben einen Bevölkerungssprung vor sich und werden ihren Platz in einer globalen Welt finden. Der Kontinent ist reich an sämtlichen Ressourcen, auch der menschlichen. Politik, Religion, Kriege und ausländische Interessen haben bisher verhindert, dass der Kontinent zur Ruhe kommt und sich sammelt. Dies wird er aber irgendwann und wie es aussieht, unter großer chinesischer Mithilfe.
Aus meinen Emire Earth Zeiten oder mit City habe ich digitale Erfahrung angehäuft, wie Bevölkerungen sich vermehren, Entwicklungsstufen erreicht werden oder wie ich einen Landstrich so versorge, dass die Polizei und Feuerwehr nicht zu lange an den Einsatzort braucht, der Müll rechtzeitig abgeholt wird und die nächsten Mittelstandshäuser gebaut werden können, damit die wachsende Bevölkerung zufrieden ist.
Hier in Afrika sehe ich, dass der Spieler, der diesen Kontinent bekommen hat, einen beschissenen Job gemacht hat und macht. Eine gute Infrastruktur fehlt vielerorts, Schul und Ausbildung werden grob vernachlässigt, die eigenen Bodenschätze und Güter werden verramscht und die wachsende Anzahl der Figuren lebt in Unsicherheiten, Kriegen und Armut, nimmt aber zeitgleich eine ungleiche Verteilung immer weniger hin.
Auch in Afrika gilt die Bedürfnispyramide.
Die Bevölkerung dieses Kontinentes wird wachsen, manche warnen sogar vor einer Explosion.
Was bedeutet das?
Für Afrika zunächst einmal viel Gutes, denn in diesem Fundus spiegelt sich der Durchschnitt wider, gleich jeder anderen Gesellschaft auch. Es gibt die Intelligenten und die Doofen, es gibt die Macher und die Gemütlichen, es gibt die Guten und die Bösen, die Gläubigen und die Ungläubigen, die Dicken und die Dünnen.
In einer globalen und digitalen Welt können wir nicht wissen, ob vielleicht der nächste Albert Einstein, Dalai-Lama, Papst oder Bill Gates eventuell aus Tansania, Mauretanien oder Uganda kommen. Aber wir wissen, dass Sicherheit, Ausbildung, Wohlstand jene Mittel sind, welche genügen, um die Mehrzahl der Menschen positiv wachsen zu lassen.
Trotz der aktuellen Kriege und Grenzen ist diese Welt bereits verwoben und die Menschheit wächst auch weiterhin global zusammen. Finden die Staaten Afrikas irgendwann überwiegend zu einer Einheit zusammen, dann ist der Kontinent ein Big Player in dieser global vernetzten Welt. Meine Erkenntnis ist zu den Chinesen schon länger durchgedrungen und auch in deutschen Medien las ich bereits von diesem Wissen.
Für Europa wäre es mehr als förderlich, wenn die Länder in Afrika sich schneller an unsere Entwicklungsstufe angleichen würden. Dafür reicht mein Empire Earth Wissen. Wir hätten sicherlich andere schwere Aufgaben und neue Probleme vor uns, aber who knows?, vielleicht nimmt der Kontinent Afrika einmal Unsummen von flüchtenden und obdachsuchenden Menschen bei sich auf und macht ihrem Leben Platz. Groß ist er ja schon, Gemütlich muss er noch werden.
An dieser Stelle, komme ich natürlich nicht umhin, kurz meine persönliche deutsche Sicht in der Flüchtlingsdiskussion zu erörtern.
In einer Meldung las ich vor wenigen Wochen, dass eine Umfrage unter Flüchtlingen ergab, dass es nicht die ärmsten der Armen sind, die nach Europa aufbrechen. Es sind überwiegend Menschen, die bereits eine Ausbildung absolviert oder in einem Job gearbeitet haben. Jemand der hungert, der denkt nicht an abenteuerliche Reisen nach Schlaraffenland.
Ich bin nur wenigen Flüchtlingen begegnet, die ich als solche zu erkennen glaubte. Zweimal wurde ich offen um Hilfe ersucht, was ich beide Male abgelehnt habe.
Aber ich habe Menschen kennen gelernt und gesehen, die kann ich mir sehr gut in Hinterzarten, Hausen oder in Reckingen vorstellen. Und an diesen Gedanken wird man sich gewöhnen müssen, denn wie sagte Erich Honecker einmal vorausschauend: Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.
Meiner Meinung nach, sind viele der aktuellen Flüchtlinge, rastlos wie ich selbst, abenteuerlustig und schlau oder gebildet genug für einen Versuch. Damit meine ich natürlich nicht die Kriegsflüchtlinge, bei denen es ums nackte Leben geht.. Die letzten Wirtschaftsflüchtlinge, denen ich in Massen begegnet bin und die über ähnliche Attribute verfügten, waren Menschen aus dem ehemaligen Osten, kurz nach dem innerdeutschen Mauerfall. Damals für (zum Beispiel) den Schwarzwald ein Segen. Sonst hätten wir den heutigen Fachkräftemangel in der Dienstleistung schon in den Neunzigern gehabt.
Ich habe, unterbrochen durch Zwangspausen, etwa fünf Wochen gebraucht, um auf dem Landweg und über Wasser, vom Schwarzwald nach Conakry in Guinea zu kommen. Warum sollte ich es als Afrikaner nicht nach Europa versuchen, wenn in meinem Land Armut, Unsicherheit und Korruption drohen?
Meine Antwort als Europa wäre, dass ich jenen Menschen sogar das Flugticket bezahle, die in ihrer Heimat sich auf ein Leben in unserer Welt vorbereitet haben, die Sprache ihres zukünftigen Gastlandes sprechen und verstehen können, zuzüglich der englischen oder der französischen Sprache oder die eine Qualifikation vorweisen, welche weitere Vorgaben erübrigt. Mit diesen Menschen würde ich einen Vertrag schließen, mit einer beidseitigen Probezeit und mit wenig individuellen Zusatzvereinbarungen. Wenn der Mensch weiß, dass er sich (aus)bilden und bewerben muss, um nach Europa zu kommen, dann wird er dies tun. Wenn er weiß, dass er nur loslaufen muss und sich irgendwie durchboxen, dann wird er dies auch tun. Wir sollten uns diejenigen aussuchen, die zu uns passen und die sich für eine Zukunft im globalen Europa mit Engagement und Ernst bemühen. Nur würden wir wahrscheinlich etwas von diesen Personen verlangen, zu dem eine große Mehrzahl europäischer Bürger, selbst keinen Zugang hat.
Und natürlich würde ich als Europa die Hilfeleistungen und Förderungen für und auf dem afrikanischen Kontinent bündeln und je nach Priorität in die lokale Ausbildung und Infrastruktur fokussieren und Hilfe zur Selbsthilfe fördern.
Wie ich in meinem Beitrag Müll in Afrika angedeutet habe, wurde und wird der Kontinent überwiegend von Unternehmen anderer Länder mit Produkten bedient und dafür ausgebeutet. Leider fühlt sich keiner für den Müll dieser Produkte verantwortlich und die Menschen haben über Generationen diese Mentalität übernommen. Natürlich.
Dies ist das hässliche Bild, dass ich von meiner Reise habe. Und ich kehre zurück, noch ehe ich die wirklichen Krisenregionen auf meiner Route erreicht habe. Ich wurde vor den Ländern Nigeria und Kamerun gewarnt und auch der Kongo ist sicherlich spannend zu bereisen. Hier bin ich über meine Umkehr erleichtert.
Die Tage in Afrika gehen vorbei und ich freue mich auf meine Heimreise und das Lachen meiner vier Schätze. Ich freue mich auf bekannte und neue Gesichter und mir graut vor einem langen Winter. Ich freue mich auf die Weihnachtszeit, hoffentlich im Schnee, den Begegnungen und die Nähe zu meinen Kindern. Ich freue mich, dass ich vorplanmäßig wieder im Fußballcenter und im CouCou unsere Gäste begrüßen darf und ich bin gespannt über mein kommendes Domizil.
Der Menschenweg geht weiter und es wird vielleicht auch irgendwann einen dritten Akt im Bühnenspiel, um eine Pilgerreise des Stephan Sulzberger nach Oldupai geben. Doch nun fällt der Vorhang am Ende des zweiten Aktes und ich komme an die Stelle, wo man Danke sagt.
Dass ich meine Afrika Expedition überhaupt antreten konnte, habe ich sehr Tanja Schnurr, Bernd und Rosi Fahle, Franco Russo, Gregor Sutter, Thomas Keilbach und Udo Wankelmuth zu verdanken.
Danke an Hartwig Bächle für die Unterstützung vor und nach der Reise, Mike Böttcher und Thomas Bannhardt vom Feldberger Hof.
Einen ganz besonderen Dank an Lothar und Marc Vollmer und seinem Team. Marc, der mich vor und während der Reise, dies sogar in seinem Urlaub auf dem Campingplatz, fachlich beraten hat, unterstützt und immer wieder positiv gepuscht hat. Danke Marc und danke für die Speicherkarten. Ich habe immer noch keinen neuen Akku für meine Panasonic.
Ich danke meinen Freunden Patrick, Otmar und Matthias, dass sie mich begleiten und freue mich auf das anstehende gemeinsame Bier.. Ich danke Thomas für das Obdach und die vielen Gespräche im ganzen Entstehen der Expedition und währenddessen. Das Zippo hatte ich noch nicht im Gebrauch. Ich bedanke mich sehr bei Nancy und Christoph, die mir ebenfalls Stütze und Hilfe waren, um den Menschenweg 2019 in Afrika beschreiten zu können. Danke .
Ich danke Leonid für seine Unterstützung bei meiner Website, egal in welchem Notfall und für das Interview.
Ich danke Dir, meine Freundin und mein Freund, mein Leser und Follower, dass Du mich auf dieser Reise begleitet hast, auf diesem Blog, per YouTube, auf Facebook oder via WhatsApp. Zusammen haben wir eine Reise erlebt, die einiges an Salz zu bieten hatte. Wir haben gemeinsam sieben Länder bereist, einige Eindrücke gewonnen, Menschen und Orte kennen gelernt, dies oft wenig spektakulär doch immer wieder unterhaltsam.
Ich würde mich freuen, wenn wir auch weiterhin gemeinsam reisen.
Einen speziellen Dank in dieser Gruppe gebührt Rinibini, Audrey, Paul und Jackie, sowie einem anonymen Spender.
Ich möchte jenen Menschen danken, denen ich auf meiner Reise begegnen durfte und von denen ich glaube, dass sie mich auch weiter begleiten. Und sei es in Gedanken. Ich danke Didier und Horst für tolle Impressionen und Tage in Marokko, verbeuge mich vor der Caritas im Senegal, und danke sehr dem Abbe Fulgence, Bonaventura und anderen lieben Menschen, deren Gastfreundschaft ich genießen durfte.
Ich danke Pheobe für ihre Hilfe und ich danke Moctar, für seine Freundschaft und den Beistand in Mauretanien und bei den Grenzübergängen. Ich danke allen, denen ich zu danken habe. Ihr habt mir sehr geholfen.
Last but not least, danke ich Leslie, der ich diese Reise widmen möchte.