Meine Laune ist auf einem Tiefpunkt.
Ich sitze in meinem Hotelzimmer in Dakar und möchte am liebsten meine Reise abbrechen. Nicht nur, dass ich über 3000 Kilometer im Kreis gereist bin. Nein, mir drohen wieder 14 ungemütliche Stunden in einem Bus, um an eine Grenze zu kommen, an der ich gestern noch gesessen bin. Und danach?
Weitere Busfahrten durch Länder, deren Straßen mehr Löcher aufweisen werden als der berühmte Schweizer Käse. Mir ist gut.
Zu allem Überdruss stelle ich fest, dass wir Wochenende haben und ich bis Montag auf ein Visa warten muss. Dies in einem Hotel, dass mir nicht mehr sympathisch ist, weil es den Preis ohne ersichtlichen Grund erhöht hat. Aber wahrscheinlich bin ich auch ungerecht und lasse einfach nur meiner schlechten Laune freien Lauf.
Auf meinem Handy betrachte ich häufig das Bild, dass mir von Matthias aus Hinterzarten geschickt wurde. Es zeigt meinen jüngsten Sohn, wie er stolz in einem neuen Trainingsanzug des SV Hinterzarten auf dem Trainingsgelände steht. Er ist nun auch HSVler und ich war nicht dabei. Meine Kinder fehlen mir.
Ich trinke viel Bier und denke ernsthaft über einen Abbruch meines Menschenweges nach. Noch mehr Bier folgen und meine Gedanken spielen die Rückreise durch Mauretanien, die Westsahara und Marokko durch. Ich könnte den Silberzug in Mauretanien besuchen, mir in Marrakesch die Höcker vollblasen und einen Abstecher auf Mallorca unternehmen, um dort endlich auch mal etwas Spaß zu haben. Dieser kam bisher definitiv zu kurz. Mir gefallen diese Pläne.
An meinem Menschenweg hingegen lasse ich kein gutes Haar. Was für eine Schnapsidee? Was für eine dilettantische Planung? Welche Anmaßung und wofür? Für ein Gespräch mit Gott, an den ich kaum noch glaube? Für ein Happy End, von dem ich weiß, dass es gar keines mehr geben kann?
Letztendlich sind es Marc aus Hinterzarten, Paul aus Luxemburg und die regelmäßigen Leser meines Blogs, die das Blatt zum Weitermachen wenden.
Marc, mein filmischer Mentor, ist enttäuscht, schreibt mir Gründe zum Durchhalten und Tipps für meine weiteren Filme, damit mich die Zuschauer besser kennenlernen und ich Chance auf Reichweite und Sponsoren habe. Von einem Abbruch hält er gar nichts und lässt mich dies auch spüren.
Von Paul aus Luxemburg, erreicht mich passenderweise eine Mail, dass er regelmäßig und gerne meinen Blog liest und gerade das Schulgeld für Madeleine überwiesen hat. Mir kommen die Tränen.
Danke an dieser Stelle, Paul, für das Schulgeld, meine Tränen und den Schub, den Du mir mit Deiner Email gegeben hast.
Natürlich geht es weiter.
Nach dieser Entscheidung schmeckt das Bier wesentlich besser, ist das Hotel sympathischer und wie schön ist doch Dakar.
Ich nehme mir vor, die erneute Zwangspause positiv zu nutzen. Beiträge zu schreiben, meine weiteren Filme zu überdenken und an meiner Reichweite zu arbeiten. Ich werde wohl einige Emails schreiben müssen. Und ich werde mir Dakar genauer ansehen. So sind nun die neuen Pläne.
Etwas fehlt?
Richtig: Danke an Dich, Du Leser meines Blogs. Auch Deine Treue ist mir eine Verpflichtung zum Weitermachen.
Bis bald.