Kairo der 12 Oktober 2010
Der Tag beginnt für mich heute spät und erst gegen 12 Uhr verlasse ich das Carlton Hotel, um die Botschaften des Sudans und der Bundesrepublik aufzusuchen. Ben hat mir die Adressen in arabischer Schrift aufgeschrieben und ich habe keine Probleme mit den Taxifahrern. Die Sudanesische Botschaft ist gefüllt mit Menschen, ich bin der einzige europäische Tourist, es ist geschäftig und es ist ein Vorgeschmack auf das, was mich noch erwartet. Ägypten ist erst der Anfang. Ich bin hier schnell abgefertigt, denn man schickt mich zur Deutschen Botschaft, um „the letter“ zu holen. Ich finde wieder einen sympathischen Taxifahrer, bekomme von ihm ein Eisbonbon und bald stehe ich vor der Deutschen Botschaft, der Vertretung meiner Heimat. Ich rüttle an der Tür, doch sie ist geschlossen. Ansonsten kann ich kein Schild in deutscher Sprache erkennen, dass mir weiterhilft. Eine sehr nette Frau mit Schleier im Haar öffnet mir von innen die Türe und obwohl sie ein angenehmes Deutsch spricht, einigen wir uns auf die englische Sprache, es scheint für sie damit flüssiger zu laufen. Immerhin ist sie da und hilfsbereit und lustig. Ich sage ihr, dass ich von der sudanesischen Botschaft komme und sie unterbricht mich und meint; „You need the letter.“
Sie weiß also Bescheid. Wahrscheinlich heißt das Schreiben, welches ich benötige in deutscher Sprache ganz anders. Etwa so: Beglaubigungsschreiben Deutscher Behörden für Ausreisewillige Bundesbürger auf internationalem Territorium in die freie Republik Sudan Formular 2/10SUD ….oder so ähnlich. Aber ich brauche eigentlich nur.“the letter“. Doch sie schickt mich weg, ich solle Morgen wiederkommen, denn jetzt sei es zu spät. Ich sage ihr, dass sei nicht möglich, denn in meiner Heimat arbeitet ein Beamter bis spät in die Nacht. Sie lacht und antwortet schlagfertig, die Deutschen hätten aber auch Regeln. Nun lachen wir beide.
Ich gehe, fahre mit dem nächsten Taxi zum Ägyptischen Museum, eine Pflichtadresse für Kairo Besucher. Natürlich bin ich überwältigt im Museum. Hier steht, hängt und liegt die Geschichte der alten Kulturen und Religionen. Alltagsgegenstände, Schuhe, Werkzeuge und Waffen und natürlich Schiffe, Mumien, Pharaonen, Tempelstücke und, und, und. In den Bann ziehen mich die Hieroglyphen an den bearbeiteten Steinen und Schmuckstücken. Hier werde ich wieder an meine göttliche Mission erinnert, an meine Pilgerreise. Ich sehe Zeichen von Tieren, Gaben, Gegenstände und Symbole von Kreuzen, Schlangen, Augen, Sonne usw. Diese Male hat der Stein vor tausenden Jahren bekommen, lange vor den heute praktizierten Religionen. Dies von den Meistern ihrer Zeit. Ich bin überwältigt, ob der Schönheit einzelner Symbole und wegen ihrer Aussagekraft, was immer sie bedeuten. Fast etwas Widerwillig verlasse ich meine Steine, gehe in den Bereich des Tut-Ench-Amun und bin von der Totenmaske begeistert. Sein Blick, die Schlange und der Geier auf seinem Kopf, am Hinterkopf sind wieder meine Symbole – noch schöner bearbeitet. Warum musste diese Kultur untergehen – hatten sie die falschen Götter? Oder ist es, weil die Menschen sich am Ende selbst als Götter sahen? Mir wird schwindelig, ich habe Hunger – es ist genug mit der Kultur.
Zurück im Hotel sitze ich an meinen Web-Aufgaben und halte einen Mittagsschlaf. Gegen 19:30 Uhr setze ich mich nochmal zum emailen ins Netz, dann dusche ich und mache mich zum Ausgehen fertig. Ich treffe mich mit Marco und Nick, meinen neuen Freunden von der Überfahrt. Es ist schön und kurzweilig.
Wir essen in einem Ägyptischen Restaurant, bummeln an den Nil und gönnen uns eine Nilfahr der besonderen Art. Alte und junge Ägypter sitzen in den kleinen Schiff, manche Tanzen zu überlauter Musik, wir genießen dieses pulsierende Kairo auf dem nächtlichen Nil. Gegen ein Uhr bringt uns Marco an die Metro und zeigt mir meinen Weg, den ich zum Hotel zu laufen habe. Erfüllt und gelassen finde ich den Weg zurück, setze mich für diesen Beitrag an den Laptop und gehe ins Bett.
Ich habe heute Kairo und Kultur genossen. Auch habe ich heute wieder Impulse für meine Pilgerreise erhalten. Es war ein schöner Tag – gute Nacht.