Auch heute erwache ich mit pochendem Kopf und starre in den Spiegel durch meine Augenränder. Ich fühle mich nicht besser, habe aber die Nacht ohne neue Mückenstiche überstanden, was an dem Moskitonetz liegen mag, dass ich über das Bett gestellt habe. Ich frühstücke heute ausgiebig, denn ich weiß nicht was der Tag mir bringen mag, auch fange ich mit den Malariatabletten an.
Um 9:00 Uhr erwartet mich mein Fahrer vor dem Hotel und ich fahre mit ihm zur Äthiopischen Botschaft. Dort treffe ich auf Martin, wir reden eine Weile, dann dürfen wir rein und siehe da, erhalten beide unser Visum für die nächste Etappe. Ich habe meinen Rucksack dabei, habe in dem Hotel heute Morgen ausgecheckt und fahre nun mit Martin zu einem Campingplatz am Nil, wo auch meine anderen Reisebekanntschaften von der Fähre mit ihren Fahrzeugen ihr Domizil in Karthum haben. Freudig begrüße ich sie alle: James, Gogo, Andy und Veronica, Tom, Julian, sowie meine drei Polen Ariel, Cezar und Jakub. Sie sitzen draußen im Schatten, haben eine nette Runde gebildet und ich setze mich gerne dazu. Hier steht nun auch ein Thermometer und ich sehe, dass hier 42 Grad im Schatten des Baumes herrschen. Ich trinke Cola und Wasser und erfreue mich an der englischsprachigen und lustigen Gesellschaft. Alle sind nebenbei mit ihren Laptops und Handys beschäftigt, denn nach wie vor ist unklar, wie die Fahrzeuge nach Äthiopien eingeführt werden können. Geschichten von den Belgiern und anderen Reisenden machen die Runde, die an der Grenze stehen und nicht einreisen dürfen. Sie sitzen fest im „No mans land“. Die Botschaften in Äthiopien werden kontaktiert und hier verzeichnen die Deutschen als erste Vollzug. Nach knapp drei Stunden ist die erlösende Email zum Ausdrucken da. Leider sind die Polnische und die Englische Botschaften nicht so schnell, werden es den ganzen Tag nicht schaffen, ihre Landsleute hier zu erlösen. Auch die Deutschen aus der Gruppe bleiben vor Ort, haben beschlossen auf den Rest der Gemeinschaft zu warten, notfalls noch einen Tag. Ich nehme das Angebot von Ariel und seinen Kumpels an und werde ebenfalls, so hoffen wir, morgen mit ihnen nach Äthiopien fahren. Auch bekomme ich für heute Nacht ein Zelt von den Jungs angeboten, eine Hilfe die ich besonders schätze, denn hier am Nil sind die Moskitos zahlreich. Wir reden, lösen ein paar Gemeinschaftsrätsel, essen Burger und trinken viel Wasser. Tatsächlich geht die Zeit vorbei und ich schreibe nun diesen Artikel, bevor es ganz dunkel wird. Vor der Nacht habe ich Respekt, habe ich doch die letzten Tage in einem bequemen Bett geschlafen. Heute also; Schlafsack, Moskitonetz und Zelt. Ich werde es überleben.
Während ich diesen Beitrag schreibe bekomme ich mit, dass einige noch auf Tour wollen. Sie wollen über den Nil zu einem Nachtmarkt der hier in Karthum etwas Besonderes sein soll. Ich fahre gerne mit und steige zu Ariel, Cezar und Jakub in den Van. Wir fahren durch die Dämmerung, dann durch die Dunkelheit auf Karthums Straßen. Nach Kairo ist dieser Straßenverkehr eine Erholung, obwohl die gleichen Gesetze herrschen, nämlich keine. Aber es geht gesitteter zu, es sind auch weniger Autos, dafür mehr Esel unterwegs. Ich sehe den Weißen Nil der in den großen Strom fließt, betrachte meine Umgebung und nach einer halben Stunde sind wir da. Ein Gedränge aus Autos, Menschen und Tiere – wir parken unsere Autos und stürzen in den Trubel. Der Markt ist auf einer langen Straße, einer Parallelstraße und in den Gassen dazwischen. Tausende Menschen sind unterwegs und ich schlendere mit den anderen über diesen Markt. Natürlich fallen wir auf, wir sind die einzigen Weißen. Wir werden oft freundlich angesprochen, ohne dass man uns etwas verkaufen will und ich werde den ganzen Abend nicht eine Situation in dem Gedränge erleben, die anspannend ist, geschweige denn gefährlich. Wir sind „Gäste“ unter diesen fremden Menschen und so fühlen wir uns auch. Manch einer aus der Gruppe kauft etwas, die meisten, so auch ich, schlendern lediglich über den Markt und nehmen die Eindrücke auf. Nach zwei Stunden ist uns gut, wir fahren wieder zurück in unser Domizil.
Nun sitze ich hier und kann das Schlafen nicht mehr aufschieben. Auf eine Dusche verzichte ich heute, lediglich eine Katzenwäsche werde ich nach diesem Beitrag noch vornehmen. Die Sanitärräume hier haben leider sudanesischen Standard. Es war ein schöner, ein bemerkenswerter Tag. Gute Nacht aus Karthum.