Mittwoch der 03 November 2010
Ein neuer Tag beginnt und ich erwache in meinem Stuhl. Das Lager ist schon bewegt und ich bin einer der letzten der aufwacht. Ein paar Dorfbewohner kommen bei uns vorbei, wollen auf das Feld oder auf den Bus. Sie alle begrüßen uns herzlich, wir grüßen zurück, trinken Kaffee, dann brechen wir auf und steuern die nächste Etappe zur Grenze nach Äthiopien an.
Heute wollen wir mehr Kilometer zurücklegen und es auf alle Fälle über die Grenze schaffen. Das Landschaftsbild ändert sich. Wir fahren südöstlich und nach etwa 200 Kilometer sehen wir weniger Sand und Steine, dafür mehr Grün und landwirtschaftliches Leben. Kuhherden, Ziegen auch Kamele säumen den Weg und auch die Felder an den Straßen, versprechen Arbeit und Ertrag. Hier beginnt die Kornkammer des Nordsudans. Wir fahren gemütlich und erreichen gegen 13:30 Uhr unser Ziel: Die Grenze.
Ich habe die Fahrt genossen und scherze nun, dass ich einen Termin mit meinem Barkeeper habe. Im Sudan ist Alkohol nicht legal zu kaufen und diese Erfahrung möchte ich nicht missen, doch nun freut es uns alle, auf das erste Bier und ich mache daraus meinen „Runing Gag“. An der Grenze müssen wir durch drei Kontrollen auf der sudanesischer Seite, bis wir unseren Ausreisestempel haben. Mir ist es egal, laufe hinter der Gruppe her und scherze mit Einheimischen, während meine Begleiter sich um das Prozedere kümmert. Auf der anderen Seite der Grenze werde ich aktiver. Ich kümmere mich mit um den Geldtausch und halte Ausblicke auf die ersten Kühlschränke. Wir müssen in eine Passstelle, dann in ein Büro wo man unsere Fahrzeugbestätigungen von den Botschaften und die Fahrzeuge selbst kontrolliert. Die Beamten sind überrascht, dass bei uns alle Bestätigungen vorliegen und ich muss wieder an die Vorteile des Internets denken, denn die ganzen erforderlichen Anstrengungen für diese Dokumente, wurden auf einem sudanesischen Campingplatz umgesetzt, mit Wifi, Laptop und modernen Handys. Ich werde nun nicht mehr gebraucht und gehe auf die Suche nach acht kühlen Bier. Meine Runde an die Gruppe, nachdem man mir eine Benzinbeteiligung abgeschlagen hat. In einem Hinterhof werde ich fündig. Ich erstehe acht Flaschen kühles Bier und beglücke damit unser europäisches Team. Schon lange hat kein Getränk mehr so gut geschmeckt.
An der Grenze ist bald alles erledigt und nach etwa 3 Stunden Grenzerledigungen fahren wir endlich nach Äthiopien ein. Wir wollen nach Gondar oder zumindest weit genug in diese Richtung, bevor es dunkel wird. Jedoch kommen wir auf der Straße kaum voran. Herden von Tieren werden über den Asphalt getrieben, anders als im Sudan, denn dort liefen diese Bewegungen weitgehend neben der Straße ab. Wir fahren durch Dörfer und wunderbare Landschaften. Tom Jelly sagt “TIA” – „This Is Africa“. Ich stimme ihm zu, dies ist langsam das Afrika aus den Büchern und Geschichten. Aber auch hier ist gegen 17:30 Uhr Dämmerung angesagt und wir suchen nach einem Rastplatz für die Nacht. Ich bin nicht begeistert, denn einer Nacht mehr auf hartem Boden wäre ich gerne entgangen. Wir fahren neben der Straße in den Busch und werden von drei Männern mit Gewehren aufgestöbert, die uns eine andere Ecke zum Übernachten zeigen wollen.
Wir fahren mit ihnen ein paar Kilometer auf der Straße, fühlen uns gemischten Gefühlen ausgesetzt, setzen sie schließlich unterwegs mit freundlichen Gesten an ihrem Ziel ab und suchen weiter nach einem geeigneten Rastplatz in der belebten Dunkelheit Äthiopiens. Ich würde gerne in der Nähe einer Siedlung übernachten, denn ich fühle mich dort wesentlich wohler und irgendwann kommen wir an einem Dorf vorbei das Meka heißt. Es ist schon dunkel als wir uns mit den Dorfbewohner auf der Straße unterhalten, und nach Übernachtungsmöglichkeiten fragen. Ich lasse die anderen reden, entdecke einen Verschlag an der Straße in dem Tische und Stühle zum Verweilen einladen und kaufe bei der verdutzen und erfreuten Wirtin eine Kiste kühles Bier für den Abend. Meine Begleiter waren indessen ebenfalls erfolgreich. Eine Menge hilfsbereiter Äthiopier begleitet unsere Fahrzeuge an ein Feld, reißt dort Sperren nieder und zeigt uns den Weg an eine Schule, auf dessen Sportplatz und gibt uns die Genehmigung dort zu nächtigen. Wir schlagen unser Lager auf, unterhalten uns mit drei Lehren der Schule und bekommen noch von unserem Guard Besuch, der eine Waffe trägt und den wir zu einem gemeinsamen Essen einladen. Sehr scharfe Nudeln von Andy, dazu eine polnische Bohnensauce von Cezar. Wir haben eine schöne Runde, auch dank meiner Kiste Bier und einer Flasche Wodka den die Weltreisenden durch die nordafrikanischen Länder gebracht haben. Auf dem Dach ihres Vans haben sie einige Behälter mit Trinkwasser verstaut und eben einer davon, war die ganze Zeit hinweg, gefüllt mit selbst gebranntem Vodka aus Polen.
Der „Nachtwächter“ von der Schule geht zuerst ins Bett, dann wird es auch für mich nach Witzen und Spielen langsam spät und ich nehme eine Matte von Ariel dankbar entgegen, die mir einen weichen Grund für diese Nacht verspricht. Hätte ich ja auch schon früher danach fragen können. Hier in Äthiopien ist es nun kühler, wir liegen höher und wir sehen große Motten, Schmetterlinge, Käfer und Mücken die in unser Strahler Licht folgen. Im Zelt ist es angenehm, ich bin beschwipst und schlafe schnell ein. Es wird eine ruhige Nacht werden.