Auf hoher See vor Afrika – 10 Oktober 2010
Ich wache gegen 08:00 Uhr auf, pünktlich zum Frühstück. Heute landen wir in Alexandria, meine erste Station in Afrika – Endlich. Die Fähre kann ich nicht mehr genießen. Das Wetter ist bewölkt, warm und windig und alle Passagiere wollen nun das Ende dieser Überfahrt. Die Nebenkosten an Bord für Speisen und Getränke sind teuer, das Management – zwei Italiener – sind unfreundlich, lächeln kaum. Das restliche Personal hingegen ist erfrischend nett, wird aber von den Führungskräften regelmäßig zurückgepfiffen, Pancho bekommt sogar richtig Ärger, weil er mir einen Kaffee aus der Bar holt. Heute lächelt auch er kaum. Ich kann diese Fähre nicht empfehlen, aber sie ist die einzige, die Europa mit Ägypten verbindet. Sie werden also nichts daraus lernen.
Mit fast zwei Stunden Verspätung erreichen wir Alexandria. Der Anblick ist fantastisch. Eine Flotte aus 5 Militärschiffen eskortiert uns in den Hafen und ich fühle mich wie in einem Film. Alle Passagiere sind aufgeregt, erfreut über die bevorstehende Landung. Nun beginnt das Warten. Die Zollpolizisten kommen an Bord und alle Passagiere müssen gecheckt werden, einschließlich der Autos und Motorräder. Was machen die hier, wenn das Schiff voll ist?
Endlich von Bord, dann wieder Warten. Wir müssen in einen Bus einsteigen, zuschauen wie alles von Bord geladen wird – es vergeht über eine Stunde. Marco erzählt uns, dass hier nun “Spiel und Show” beginnt. Für diese Löschung des Schiffes hat unser Gastland Ägypten etwa 20 Polizisten, Gepäckträger und andere Akteure aufgeboten, bei denen ich nicht erkennen kann, was denn nun derer Job ist. Der Bus fährt los, zu einer Zollstation 500 Meter weiter. Hier wieder Warten. Alle Fahrzeuge und Koffer werden überprüft. Mein Tramper Rucksack ist dem Zollbeamten zu stressig, so dass er zweimal draufdrückt und dann ist die Kontrolle für mich beendet. Nun könnte es losgehen, doch Marco sagt: “It`s not over“.
Er soll recht behalten. Wieder Warten. Jeder Ägypter redet mit jedem, nichts passiert, aber wir dürfen auch nicht weiterfahren. Endlich nach Stunden sind wir vor dem Zoll aus dem Hafen, es ist 18:30 Uhr.
Ein Taxi fährt Marco, Nick und mich an den Bahnhof und wir haben Glück; der Zug nach Kairo fährt in 15 Minuten. Nun muss alles schnell gehen. Ticket kaufen, Cola und eine Tüte Chips, dann sind wir im Zug auf dem Weg nach Kairo. Ohne Marco wäre diese Unternehmung garantiert fehlgeschlagen. Ich esse die Chips, meine erste Nahrung seit dem “Frühstück” an Bord der Fähre. Nie haben Chips besser geschmeckt. Nach zweieinhalb Stunden sind wir am Ziel. Marco hat mir ein günstiges Hotel im Zentrum aufgeschrieben, gibt dem Taxifahrer ein paar Hinweise, dann sitze ich alleine in Wagen, in der mir fremden Metropole. Der Abschied von meinen zwei Freunden war kurz und schmerzlos – wir werden uns in Kairo wiedersehen. Ich betrachte fasziniert das Treiben auf den Straßen, ein Gespräch mit dem Fahrer scheitert an der Sprachbarriere.
Das Hotel Carlton finden wir schließlich gemeinsam und ich bezahle 10 Pound, etwa 1,50 Euro und danke dem Fahrer. Ich checke im Carlton ein, zahle 150 Pound die Nacht, das Zimmer ist groß und “räudig”. Nun muß ich essen, mein Magen rebelliert ob der Vernachlässigung. Ich gehe vor die Tür des Hotels und traue mich zwei Blöcke weit, bis ich einen Mac Donald finde. Ein Chicken-BigMäc mit Pommes, dazu eine Cola – ich fühle mich blendend. Im TV läuft ein Fußballspiel und mir gegenüber sitzt ein sympathischer Schwarzer. Eindeutig kein Ägypter. Er spricht perfekt Englisch und ich erfahre etwas von ihm. Asch, so sein Name, kommt aus dem Sudan aus Khartum. Na wenn das kein Zufall ist – mal wieder. Wir freunden uns etwas an, anschließend hilft er mir noch bei Kauf einer Flasche Wasser. Ich bin todmüde, sonst hätte ich mich länger mit ihm unterhalten. Er ist privilegiert. Er erzählt von seiner PS3 und dass er oft im Ausland ist, Wirtschaft studiert. Er ist selbstbewusst, gelassen und ich frage mich, wen ich hier wohl vor mir habe? So ein Schicksal, er wohnt mit seinem Vater im ….na wo wohl? Richtig im Hotel Carlton – ich werde ihn vielleicht wiedersehen. Ich verabschiede mich im Hotel von ihm und will nur noch Schlafen. Es ist kurz vor Mitternacht. Im Zimmer überlege ich es mir anders. Bis 02:00 Uhr sitze ich am Blog, lade Bilder und Beiträge hoch, schalte die Klimaanlage im Zimmer mal ein, dann wieder aus, bis ich irgendwann Dusche und Schlafe. Es war ein anstrengender Tag – es war ein schöner Tag.