Die Schönheit empfängt mich unerwartet und in ergreifender Stimmung.
Ein eindrucksvoller Sonnenuntergang senkt sich hinter der Skyline Dakhlas, die ich seit einer Stunde in der Ferne sehe.
Dieses Phänomen ist neu für mich. Die Lichter der Stadt leuchten über das Wasser in scheinbar greifbarer Nähe, maximal 20 Kilometer Luftlinie entfernt, aber auf dem Verkehrsstein lese ich, dass wir noch 107 Kilometer Wegstrecke zu fahren haben. Eine große U–förmige Bucht, an deren nordwestlichen Ende Dakhla liegt, ist der Grund dafür.
Aus Mauretanien kommend, bestaune ich diese schöne, wellen und windreiche Atlantikküste und die leuchtenden Lichter der Westsaharastadt dahinter, während der alte Mercedes, in dem ich entspannt auf dem Beifahrersitz lehne, über die verwehte Straße zieht.
Obwohl ich irgendwann auf meiner Reise vernommen habe, dass Dahkla schön sein soll, bin ich über die Untertreibung dieser Worte erstaunt, von der Stadt positiv überrascht.
Wir fahren kilometerlang an buntbeleuchteten Campingressorts vorbei, ehe wir die imposante Einfahrt, ebenfalls hell und bunt erleuchtet, und wegen des Nationalfeiertags mit marokkanische Fahnen bestückt, entlanggleiten.
Mein Eindruck Dahklas während meines ersten Besuches, war kein Guter. Ich saß, aus Agadir kommend, morgens übermüdet und ohne Kaffee in einer Wartehalle des Busunternehmens Supr@tours, in der Nähe eines Flughafens. Um mich herum, wenig einladende Wohnhäuser und Industriegelände. Aufgrund dieser Erfahrung habe ich nicht mit dieser Perle am Atlantik gerechnet, die mich nach einem langen Vorspiel nun in ihrem Schoß empfängt.
Ich schmeiße meinen Koffer in das Zimmer des Hotel Dakar, in welches mich mein sympathischer Chauffeur Shenna geliefert hat, dann ziehe ich los, diese festlich gekleidete Unbekannte zu erfahren.
Ich lerne Said kennen, der mir beim Einkaufen hilft und der mir einiges über die Stadt, das Leben, den Tourismus und über sich erzählt. Wir sitzen an der Uferpromenade, trinken verstohlen im Dunklen etwas Bier, während er meist redet und ich das vielfältige Treiben an diesem Spätabend betrachte.
An einem Spielplatz klettern Kinder über die Gerüste oder fahren mit kleinen Elektroautos drum herum, Menschen flanieren oder sitzen auf der Mauer und die Restaurants und die meisten Geschäfte sind noch hell erleuchtet und werden von Kunden frequentiert. Neben meinem Hotel ist der Nachtmarkt mit nützlichen Waren, Textilien und Plunder und ein reges Treiben pulsiert in den Straßen.
Dahkla ist eine anmutige Schönheit und ich nehme mir vor, mir ein oder zwei der Campingressorts anzusehen. Und Dakhla ist nicht arm, so scheint es mir jedenfalls. Wahrscheinlich ist dies der Tatsache geschuldet, dass Marokko, durch die Annexion der Westsahara verpflichtet, hier mehr Wohlstand fördert, der ohne die Besetzung fehlen würde. Aber dies kann nicht der alleinige Grund sein. Sicherlich kommen hinzu, dass Al Dakhla von See her schon immer gut zu verteidigen war und eine Flotte beherbergen kann und dass es die letzte nennenswerte Stadt vor Mauretanien ist. Ob es schon von seiner Nähe zu den Kanaren profitiert, wage ich nicht zu beurteilen. Dies wird es aber irgendwann, sowie ich den Tourismus kenne. Schiffs und Flughafen sind jedenfalls vorhanden.
Ich beschließe meinen Aufenthalt hier etwas auszudehnen.
Der aufmerksame Leser hat bemerkt, ich bin noch die Reise von Noukachott nach Nouadhibou schuldig, welche ich gerne in kurzen Worten nachhole.
Sie war unspektakulär.
Ich übernachte anschließend in der nördlichen Hauptstadt Mauretaniens, im dem mir bekannten Tigris Hotel, wieder in Zimmer 107l, esse bei Oman meinen vertrauten Teller mit Hähnchen, Reis, Pommes und Salat und schnappe mir am nächsten Morgen den Vordersitz des Mercedes über die Grenze nach Al Dakhla.
Bald mehr über diese Stadt.
PS: Viel Glück und das Schicksal auf Eurer Seite, Dir mein Sohn Felix und an Dich liebe Julia, zum Geburtstag.
Und Euch allen.
Bis bald