Donnerstag der 04 November
Wir erwachen gegen 07:00 Uhr auf dem Schulhof von Meka in Äthiopien und James hat einen kleinen Kater von Gestern. Andy kocht Kaffee für die Gruppe und wir laden auch unseren Nachtwächter zu einer Tasse ein, nachdem er zum Morgengrauen wieder aufgetaucht ist.
Die Schule füllt sich. Hunderte von Kinder stehen um die Zelte, dazu die hilfsbereiten Lehrer von Gestern Nacht, wir machen Fotos, spaßen und lachen, dann hießen die Kinder die Äthiopische Fahne, singen ein Lied dazu und wir beginnen unser Lager abzuschlagen. Die Schule in Meka unterrichtet 1045 Kinder, es arbeiten dort 25 Lehrer und zwei Sicherheitsleute. Wir haben eine wunderbare Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft unter diesen Menschen genossen, sie sind Christen und viele tragen ein Kreuz um ihren Hals. ich wünsche Ihnen Glück, Gesundheit und alles Liebe für die Zukunft. Die Kinder gehen in die Unterrichtshütten, aber auch ein paar bleiben unschlüssig neben dem Lager sitzen. Wir erfahren, dass wir den Sportplatz belegen und die Unterrichtstunde deshalb nicht begonnen werden kann. Wir brechen nun zügig auf, bedanken uns und verabschieden uns von dem Menschen, dann ist unser Konvoi wieder unterwegs. Ich unterhalte mich mit den Polen und Tom Jelly über diese Gastfreundschaft und wir beginnen zu scherzen, wie es wohl einer Gruppe Äthiopier ergangen wäre, auf etwa einem deutschen Schulhof? Wahrscheinlich hätten die Schüler um Drogen angefragt und die Lehrer hätten die Polizei gerufen.
Es sind noch etwa 150 Kilometer nach Gondar, unserem nächsten Ziel. Wir kommen nur langsam vorwärts, denn Menschen und Tiere säumen die Serpentinenstraße auf den etwa 2400 Höhenmeter. Man winkt uns zu. Wir genießen die Langsamkeit der Reise, indem wir viele Fotos schießen, manche auf die Dächer der Autobusse klettern und James sein Motorrad zur Verfügung stellt, damit auch Andy und ich einmal Bikerfeeling genießen können.
Ich darf die letzten 50 Kilometer nach Gondar auf der BMW fahren und ich fühle mich blendend auf der Maschine durch die Äthiopischen Landschaften. Wir kommen in Gondar an und nun bin ich wieder dankbar für meinen Platz in dem Autobus. Enge Gassen, viel Verkehr und reges Treiben. Die Stadt in den Bergen ist uns gleich sympathisch. Überhaupt finden wir alle aus der Gruppe, dass die Menschen in Äthiopien auffällig freundlich sind. Winkende Kinder, grüßende Erwachsene überall an der Straße – wir werden von den Menschen willkommen geheißen. Über GPS und Downloads finden wir Informationen über die Stadt und ein günstiges Hotelzimmer. Das Terara Hotel liegt ziemlich zentral, ist meilenweit von einem Stern entfernt und kostet aber dafür nur etwa acht Euro für ein Doppelzimmer, das ich mir mit Tom Jelly für diese Nacht teile. Es hat einen Boiler der nicht funktioniert und nur wenig Wasser, das in der Nacht ausgehen wird.
Es ist mein letzter Tag mit dieser Gruppe. Meine polnischen Freunde werden Morgen in den Norden Äthiopiens ziehen, Tom wird sie begleiten, James möchte an einen See in den Süden, nur Veronica, Andy und auch ich, planen einen Tag oder zwei länger in dieser Kleinstadt zu bleiben.
Wir schlendern durch die Straßen Gondars, wechseln Geld und gehen in einem Restaurant äthiopisch Essen, von dem einige im Lonely Planet gelesen haben. Es schmeckt sehr gut, wir trinken Cola und Bier, dann bezahle ich meinen Anteil von knapp zwei Dollar, verabschiede mich aus der Gesellschaft und mache mich auf, einige wichtige Erledigungen zu besorgen. Ich möchte Melanie anrufen, spreche aber mit Matthias, teile ihm in kurzen Worten mit, dass es mir gutgeht und richte liebe Grüße aus. Die letzten Tage war ich kaum in Gedanken zuhause, nun brauche ich den Kontakt. Ich telefoniere von einem Handy aus an, dass mir ein Händler angeboten hat. Er verlangt 25 Rhias je Minute und der Preis scheint hier üblich zu sein. Leider möchte er 7 Minuten bezahlt haben, wohingegen ich überzeugt bin, dass ich keine drei Minuten telefoniert habe. Wir streiten, ich möchte die Zeit an seinem Handy sehen, lasse nebenbei meine Stoppuhr laufen, damit er sieht wie lange sieben Minuten sind, doch letztendlich nützt es nicht und ich zahle einen überteuerten Preis. Ich bin stinkesauer, gehe zurück ins Hotel und beruhige mich nur langsam wieder. Aber ich kann dann bald darüber lachen und über mich, der wegen 6 Euro zu hoher Telefonkosten auf seiner Pilgerreise „an die Decke geht“.
Ich gehe wieder schlendern, suche diesmal ein Internetkaffee auf, das korrekte Preise hat, aber auch einen sehr langsamen Internetempfang. Ich verbringe eine Stunde damit fünf Mails zu lesen, dann ist es dunkel und ich laufe den Weg zurück ins Hotel. Ich will und kann wieder nicht duschen. Das Wasser ist kalt und auch bald im ganzen Hotel aufgebraucht. Ich mache eine Katzenwäsche, rasiere mich und begebe mich in den überdachten Außenbereich des Hotels, treffe mich dort noch einmal mit meinen Freunden zu Bier und dem guten äthiopischen Kaffee, dann sind wir müde und ich begleite Tom Jelly in unser Zimmer zu. Das Bett ist bequem, die Decke mag etwas staubig sein – uns ist es egal. Wir zwängen uns in unsere Schlafsäcke, ziehen die Decke darüber und ich wehre noch eine lange Zeit die Mücken ab, bis ich in dieser Nacht irgendwann einschlafe. Ich werde keine erholsame Nacht erleben, oft von Mücken und Geräuschen geweckt und schlafe dann aber doch wieder ein. Ich bete und grüße in Gedanken erstmals wieder meine Lieben zuhause. Ich denke an die letzten Tage und freue mich, denn die Reise in diesem Team hat mir Spaß gemacht.